fide für Behörden  |  fideDer fide-Ansatz

Der fide-Ansatz denkt von den Bedürfnissen der Menschen her. Was sind die kommunikativen Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten in der Schweiz? Welche kommunikativen Fähigkeiten brauchen sie, um sich in der schweizerischen Gesellschaft zurechtzufinden? Folgend werden die Kernelemente und Grundsätze des fide-Ansatzes erläutert.

Handlungsorientiertes Sprachenlernen

Grundlegender Ausgangspunkt von fide ist das handlungsorientierte Sprachenlernen. Es zielt darauf ab, den Alltag sprachlich bewältigen zu können. Das heisst, es wird nicht nur die Sprache gelernt, sondern durch das Sprachenlernen werden auch Fähigkeiten und Kenntnisse erworben, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Der Unterricht soll explizit auf die Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten zugeschnitten und dem kommunikativen und handlungsorientierten Lehr- und Lernansatz verpflichtet sein. Dadurch erwerben die Teilnehmenden wesentliche Kompetenzen für Bereiche des täglichen Lebens. Das Sprachenlernen wird alltagsnah und hat einen echten Bezug zum Leben der Zielgruppe.

Bezug zur Schweiz

Aus der Handlungsorientierung leitet sich auch der Bezug zur Schweiz ab. Denn es ist der Schweizer Kontext, in dem die Migrantinnen und Migranten sich zurechtfinden und den Alltag bewältigen müssen. So werden im Unterricht wie auch an der Prüfung Situationen aus dem Alltag in der Schweiz verwendet (z.B. Anmeldung bei der Gemeinde, Elterngespräch an einer Schweizer Schule etc.). Dabei wird auch auf die sprachlichen Eigenheiten der Schweiz sowie auf den Wortschatz des täglichen Lebens geachtet. 

Bedürfnis- und Bedarfsorientierung

Anstatt eines fixen Lehrplans treten die Bedürfnisse der Lernenden für die Gestaltung des Unterrichts in den Vordergrund. Dies ermöglicht einen zielgerichteten Unterricht und befähigt die Lernenden, das Gelernte direkt im Alltag anzuwenden. So werden auch die Ziele und Inhalte des Unterrichts in der Kursgruppe ausgehandelt und gemeinsame Prioritäten gesetzt. Der fide-Ansatz orientiert sich aber nicht nur an den Bedürfnissen der Migrantinnen und Migranten in der Schweiz, sondern auch am Kommunikationsbedarf der schweizerischen Gesellschaft. Also an dem, was Migrantinnen und Migranten können müssen, damit die Verständigung mit der Aufnahmegesellschaft funktioniert.

Empowerment (Autonomisierung)

Durch die Handlungs- und Bedürfnisorientierung werden die Lernenden in ihrer Autonomie und ihrer Selbstverantwortung gestärkt und dazu befähigt, autonom im Alltag handeln zu können. Im Unterricht werden die Teilnehmenden darin unterstützt, individuelle Lernstrategien und -techniken zu entwickeln, durch die sie an Selbstvertrauen in ihre eigene Lernfähigkeit gewinnen.

Wertschätzung

Den Lernenden wird hinsichtlich ihrer Biographie, ihrer soziokulturellen Identität, ihres schulischen Hintergrundes und ihrer Lernwege mit Wertschätzung begegnet. Dazu gehört auch, dass der Unterricht interkulturell ausgerichtet ist und es den Lernenden ermöglicht wird, Kenntnisse, Erfahrungen, Einstellungen und Ansichten, die sie über ihre Lebenswelt gewonnen haben, zu versprachlichen, zu teilen und zu reflektieren.

Aus diesen Grundsätzen resultiert kein fixes Lehrmittel oder ein fixer Lehrplan. Stattdessen wurden Grundlagen und Unterrichtshilfen entwickelt, die die Kursleitenden dabei unterstützen, den fide-Ansatz im Unterricht zu verwirklichen.

Grundlagen

Ausgehend vom Rahmencurriculum für die sprachliche Förderung von Migrantinnen und Migranten und dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen wurden praxisnahe und auf den schweizerischen Alltag zugeschnittene Lernziele formuliert. Die umfassende Zusammenarbeit von Fachpersonen und Institutionen ist in einer zentralen Datenbank erfasst. Für strukturelle Weiterentwicklungen von fide sind diese Grundlagen einerseits wissenschaftlichen Fachpersonen zugänglich, andererseits bilden sie das Ausgangsmaterial für die Bereitstellung von Materialien im Kursbereich.
Szenarien-Datenbank

Unterrichtshilfen

Im Sinne einer leicht anpassbaren Umgebung wurde von Beginn weg neben wenigen physisch umgesetzten Unterlagen vor allem auf elektronische Formen gesetzt. Die geschaffenen Materialien basieren auf dem bewährten Portfolioansatz, um den Lernprozess zu dokumentieren und die Lernergebnisse zu präsentieren.

Als im Kursbereich anwendbare Unterrichtshilfen wird eine Reihe von Alltagssituationen in Form von Szenarien und Handlungsfeldern beschrieben. Handlungsfelder bezeichnen einen wichtigen Lebensbereich im Alltag (zum Beispiel Kinder, Arbeit oder Behörden) und beinhalten mehrere Szenarien. Szenarien wiederum beschreiben Situationen, in denen Kommunikation für Migrantinnen und Migranten wichtig ist (zum Beispiel «An einem Elterngespräch teilnehmen» (Kinder) oder «Ein Anstellungsgespräch führen» (Arbeit) oder «Die Aufenthaltsbewilligung verlängern» (Behörden)). Sie beschreiben also Situationen, welche in der Regel einen ziemlich vorhersehbaren Ablauf haben, an denen Personen mit bestimmten Rollen beteiligt sind und in denen bestimmte Kommunikationsformen eingesetzt werden (etwa ein persönliches Gespräch oder ein Telefonat, eine SMS, ein Formular usw.).

Die Materialien sollen vor allem als Anschauungsmaterial dienen, um Konzepte und Prinzipien rund um fide näher zu erläutern. Anhand umgesetzter Szenarien, Materialvorlagen und Anleitungen sollen Kursleitende ausserdem angeregt werden, bestehende Unterrichtshilfen weiter zu entwickeln oder auch eigene zu erarbeiten. Interessierte Institutionen können sich für eigene Sprachprojekte an den Vorlagen orientieren.

Weiterführende Informationen zu Grundlagen und Unterrichtshilfen können auf der Seite fide-info.ch eingesehen werden.


Hintergrund

Rahmencurriculum

Rahmencurriculum